„Soul Kitchen“ ist eine weitere Filmkomödie von Fatih
Akin. Der Titel dieses Filmes weist dabei auf das sich in einer alten
Fabrikhalle befindende Restaurant des Protagonisten Zinos Kazantsakis. Um zu
seiner Freundin nach China ziehen zu können, überlässt Zinos schließlich seinem
Bruder Illias das Restaurant. Illias Kazantsakis ist ein Häftling, der durch den
ihm zugelassenen Freigang regelmäßig das „Soul Kitchen“ besucht. Um seinen
Freigang erweitern zu können, überredet er seinen Bruder dazu, ihn im
Restaurant anzustellen, das jedoch nur als Formalität zu belassen, da er
physisch nicht tätig sein möchte. Zinos willigt ein. Nachdem Zinos jedoch einen
Bandscheibenvorfall erleidet und immer mehr an der Entfernung zu seiner
Freundin Nadine leidet, beschließt er das „Soul Kitchen“ zu verpachten. Es ist
auffällig, dass Zinos sein Restaurant nicht verkaufen möchte, da er emotional
noch ziemlich daran gebunden ist. Er hat die Halle nämlich als Ruine gekauft
und mit seinen eigenen Händen wiederaufgebaut und das Restaurant errichtet. Auch
auf den Druck des ehemaligen Klassenkameraden Thomas Neumann, das Grundstück
ihm zu verkaufen, geht Zinos nicht ein. Schließlich sieht Zinos in Illias die
letzte Hoffnung doch nicht völlig auf
sein Restaurant verzichten zu müssen. So macht er seinen Bruder mit allen
Vollmachten zum neuen Geschäftsführer des „Soul Kitchen“.
Diese Entscheidung erscheint dem Zuschauer absurd, da
Illias sich noch in Haftstrafe befindet. Zudem ist Illias nicht zuverlässig. Zum
einen pflegt er die Einstellung, nicht tätig sein zu wollen und zum anderen
verwickelt er sich in weitere Kriminalität. So lässt er aus einem Club eine
Musikanlage für das Restaurant stehlen. Des Weiteren fragt er seinen Bruder wiederholt
nach Geld. Und auch nach der Übernahme des „Soul Kitchen“ erweist sich Illias
als unfähig. Während einer Pokerpartie mit dem am Grundstück interessierten
Thomas Neumann, verliert er 50.000 €, die er ihm auf Anhieb nicht bezahlen
kann. Durch die Übergabe des Restaurants beim Notar sieht er schließlich seine Schulden
bei Neumann beglichen. Zinos ist über diesen Umstand entsetzt und begibt sich
mit Illias und seinen Freunden in den Raub der Dokumente aus dem Notariat, um
sie zu vernichten. Es ist auffällig, dass Zinos seinem Bruder gegenüber keine
Abneigung empfindet, stattdessen ein weiteres Mal eine gemeinsame Tat
motiviert. Hiermit ist gemeint, dass Zinos nicht Illias allein für den Verlust
über das Restaurant verantwortlich macht. Hierfür können mehrere Gründe vorgelegt
werden.
Zum einen kennt er seinen Bruder mit allen seinen
Schwächen zu gut und zum anderen überführt ihn seine Liebe zum „Soul Kitchen“
zu einem zielgerichteten Denken. So zielt Zinos nur daraufhin sein Restaurant
zurück zu erhalten. Im Gegensatz zu Illias handelt Zinos meist aus dem Affekt
und gefühlsgeleitet. So will er sein Geschäft aufgeben, um seiner Liebe Nadine
folgen zu können. Um die Existenz seines Restaurants jedoch nicht zu gefährden,
überschreibt er ihn seinem unfähigen Bruder und um den Fehltritt des Bruders
rückgängig zu machen wird er fast selbst zum Kriminellen. Dabei ist es
bemerkenswert, dass Zinos seinem Bruder nie wirklich Vorwürfe macht. Aber Zinos
hält sich gedanklich nicht zu sehr mit dem falschen Verhalten seines Bruders
auf, da es andere Prioritäten wie seine Freundin und das Restaurant in seinem
Leben gibt, an die er denken und um die er sich kümmern muss. Den Tätigkeiten
und den Verhaltensweisen seines Bruders begegnet er entweder aufbrausend oder
zeigt gar keine Reaktion. Ein Beispiel für die aufbrausende Reaktion: Zuerst
möchte er die gestohlene Musikanlage nicht in seinem Restaurant haben, doch
nach wenigen Minuten steht die Anlage funktionstüchtig in seinem Geschäft. Das
nächste Beispiel: Dem Scheitern Illias als Geschäftsführer begegnet er mit
Stummheit. Die beiden befinden sich nach dem Brand in Zinos Wohnung in einer
Pension und während Illias wegen seines Schuldbewusstseins weint und seinen
Bruder Zinos um Vergebung bittet, bleibt dieser stumm und trinkt eine Flasche
eines alkoholischen Getränkes aus.
Im Allgemeinen verhält sich Zinos immer sehr
verantwortlich für Illias. Nach dem Raub der Dokumente beim Notar wird Zinos
von der Polizei erfasst. Kurz vorher überredet er Illias dazu, davon zu rennen,
da er nicht möchte, dass dieser auch erfasst wird. Bemerkenswert ist der
Umstand, dass sich Illias selbst mit der Aussage „Ich gehöre dazu“ der Polizei
stellt. Damit beweist er, dass er seinen Bruder nicht im Stich lässt. Illias
mag in geschäftlichen Angelegenheiten versagt haben, doch als Bruder will er
nicht versagen. Es ist erkennbar, dass Zinos seinen Bruder Illias stets so
akzeptiert wie er ist und seine Verhaltensweisen auch stets reflektierend auf
sich selbst beurteilt. Und Illias nutzt das starke Glied dieser Brüderschaft
nicht bloß zu eigenen Zwecken aus. Beide haben das Bewusstsein, dass die
Verbindung zueinander und die Lieben zueinander immer einen höheren Wert hat
als um sich stets gegeneinander zu beurteilen und zu verurteilen. Im Film wird
diese Bruderliebe oft gezeigt. Man kann einige Male Zinos und Illias sich
umarmen sehen. Besonders prägend ist die Szene, in der die beiden Männer
gemeinsam auf griechischer Musik tanzen. Sie sind Arm in Arm, lachen und teilen
ihre Freude. Der gemeinsame, Folklore-Tanz ist der Ausdruck ihrer Herkunft,
ihres gemeinsamen Ursprungs und stellt somit ihre Verbundenheit als Brüder dar.